„Sie haben mich zu einem Tier gemacht“

Siebeneinhalb Jahre saß Kamran Ghaderi im berüchtigten iranischen Gefängnis Evin. Mit dem Falter spricht der Österreicher erstmals über das iranische Regime, seine Freilassung Anfang Juni und sein Leben unter Folter

Politik, FALTER 26/2023 vom 28.06.2023

Kamran Ghaderi zwei Tage nach seiner Rückkehr nach Österreich vor dem iranischen Protestcamp, wo seit nahezu 300 Tagen und Nächten vor der Uno-City gegen die Menschenrechtsverletzungen in der Islamischen Republik demonstriert wird (Foto: Heribert Corn)

Am Montag, 8.30 Uhr betritt Kamran Ghaderi die Redaktion des Falter. Knapp drei Wochen zuvor war er noch Häftling der Islamischen Republik. Mithilfe Belgiens kam er, gemeinsam mit dem Generalsekretär der Österreichisch-Iranischen Gesellschaft Massud Mossaheb, frei - beide sind iranisch-österreichische Doppelstaatsbürger. 2016 wurde Ghaderi festgenommen, wenige Monate nachdem der IT-Fachmann als Teil der österreichischen Delegation mit dem damaligen Bundespräsidenten Heinz Fischer den Iran bereist hatte. Das Teheraner Regime warf ihm Spionage vor.

Falter: Herr Ghaderi, seit 2. Juni sind Sie in Freiheit. Wie haben Sie die vergangenen drei Wochen erlebt?

Kamran Ghaderi: Ich habe eine Familie gefunden, deren Mitglieder ich nicht vollständig kenne. Siebeneinhalb Jahre war ich von meiner Frau getrennt, meine drei Kinder sind ohne Vater aufgewachsen. Es ist eine Kluft zwischen uns entstanden, sie haben ihr Leben ohne mich geführt. Ich war als Vater nicht präsent in schwierigen Zeiten, meine Töchter sind zu Frauen geworden, mein Sohn konnte sich nicht an mich erinnern - er war zwei Jahre alt, als ich verhaftet wurde.

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