„Sie wissen ja selbst, was Ihre Regierung tun kann“
Am Wochenende, als in Russland fast geputscht wurde, war Raimund Löw in Kiew. Ein Bericht über eine Stadt zwischen Normalität und Ausnahmezustand - und eine Begegnung mit Wolodymyr Selenskyj

Panzerfriedhof statt Siegesparade: Reporter Löw am Kiewer Michaelsplatz (Foto: Raimund Löw)
Das ukrainische Militär stellt auf dem zentralen Michaelsplatz im Zentrum von Kiew russisches Militärgerät aus. Besucher besichtigen einen ausgebrannten Panzer vom Typ T-72 B und ein Infanteriefahrzeug Marke BMP-2. Die Ausstellungsmacher haben dazugeschrieben, wann und wo die schweren Waffen erbeutet wurden.
Wladimir Putin hatte eine triumphale Siegesparade in Kiew geplant, sagt die Dokumentarfilmerin Alina Horlowa, die mich durch die Plätze der Erinnerung führt. Daraus ist bekanntlich nichts geworden. "Die Show mit den Panzerwracks ist unsere ironische Antwort, eine Parade unschädlich gemachten Kriegsgeräts, mit der wir beweisen, dass wir uns verteidigen können."
Angefangen vom jungen Soldaten am Informationstisch sind bei den Wracks auf dem Michaelsplatz alle über das Chaos beim Kriegsgegner Russland informiert. Die Revolte der Wagner-Söldner ist seit Tagen das dominante Thema für die Ukraine. Wenn sich die russische Kriegspartei spaltet und die Russen gegeneinander kämpfen, dann werden sie weniger Kraft für den Krieg gegen uns haben, so lautet die allgemeine Einschätzung.