Terror, Trotteln und Trojaner
Warum spielt der Innenminister einen mutmaßlichen Anschlag hoch? Der Ermittlungsstand gibt es noch nicht her

Verfassungsschutz-Chef Omar Haijawi-Pirchner, Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl (Foto: APA/Tobias Steinmaurer)
Wenn an einem Sonntag frühmorgens der Wiener Landespolizeipräsident und der Chef der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) zu einer Pressekonferenz laden, dann bedeutet das meistens: heiße Neuigkeiten. Und in der Tat schlug das, was Gerhard Pürstl und Omar Haijawi-Pirchner vor einer Woche um elf Uhr zu verkünden hatten, ein wie eine Bombe. Am Vorabend war die Regenbogenparade auf dem Wiener Ring ohne schwere Zwischenfälle zu Ende gegangen, 300.000 Menschen hatten gefeiert und demonstriert. Dabei wären sie fast Opfer eines islamistischen Anschlagversuchs geworden.
Das zumindest war der dringende Tatverdacht, den Pürstl und Haijawi-Pirchner der staunenden Presse erzählten. Die Tatverdächtigen: drei Jugendliche im Alter von 14, 17 und 20 Jahren. Ein Brüderpaar aus St. Pölten mit bosnischen Wurzeln, ein Gymnasiast aus Wien mit tschetschenischen Wurzeln, alle österreichische Staatsbürger. Radikalisiert hätten sie sich im Internet über eine vom IS, genauer dessen Tochterfiliale ISKP ("Islamischer Staat in der Provinz Khorasan"), gesteuerte Telegram-Gruppe.