Fahren lassen
Bei der Formel 1 in Spielberg kollidieren Welten, die nichts mehr miteinander zu tun haben. Da Athletenelite mit Platinuhren und High-End-Mobilen. Dort ihre Benzinfans mit Bierdurst und Schunkellaune. Und dazwischen Massen wildgewordener Holländer

Eine Tribüne haben die Niederländer für sich. Die hüllen sie zu Ehren Verstappens in ihre Farbe (Foto: Olivia Wimmer)
Im nächsten Leben werd ich Prinzessin“, sagt die entkräftete Tankwartin irgendwo am Rande des Formel-1-Rennens. „Dann heiraten wir“, sagt der Kunde, der sich in der endlosen Schlange Heimreisender zur Zapfsäule 1 bekennt. Was die Einheimische nicht weiß: sie hat gerade den Langstrecken-Rennfahrer, ORF-Kommentator und Kaiser-Urenkel Ferdinand Zvonimir Habsburg-Lothringen bedient.
Am Wochenende hielt der teuerste und schärfste Motorsportbewerb zum 37. Mal Hof in Österreich. 100.000 sahen den Grand Prix am Red-Bull-Ring, bis zu 774.000 auf ORF1.
Und die ganze Steiermark wurde Zeuge von etwas, das sich als Windsor-Paradoxon beschreiben ließe: dieser meilenlange Unterschied zwischen jenen, die es machen, und jenen, für die sie es machen. Auf der Strecke haubenbekochte Jünglinge aus besten Häusern, mit Schweizer Uhren und Instagramfrauen, beim Halt zwischen Fashion-Show und Emiraten. Jenseits der Leitplanken ihre Verehrer, Schirmkapperlträger in mittleren Technikberufen, mit Bierdurst und Wadentattoo, beim Festhalten zwischen Schnitzelstand und Dixiklo.