Come on, Nestroy, do the Locomotion
Nach 50 Jahren gaben Peter Gruber und Christine Bauer die Nestroy Spiele Schwechat an ein neues Leitungsteam ab. Christian Graf gibt heuer sein Regiedebüt. Die Posse "Eisenbahnheiraten" handelt von Ehevermittlungsversuchen in Brünn und Neustadt. Die junge Generation, jeweils anderweitig verliebt, vereitelt die unerwünschten "Copulationen" mithilfe der Eisenbahn. Die Handlung wurde in die 1980er verlegt, was vor allem Kostüme, Vokuhilas und Elektro-Dance-Sound offensiv belegen.
Mag sein, dass etwas räudige Anarchie fehlt. Das meiste aber bleibt angenehmerweise gleich im Schlosshof: das Brummen der landenden Flugzeuge, der richtige Nestroy-Ton, das Zusammenspiel des riesigen Ensembles. Und im zweiten Teil - endlich! - das Politisch-Widerständige, wenn Markus Weitschacher in seinem Couplet FPÖ-Regierungsbeteiligung und SPÖ-Excel-Desaster besingt.
Der neu engagierte Profi Rafael Schuchter amüsiert als vertrottelter Vetter, der erstmals Zug fährt, während Theater-der-Jugend-Star Stefan Rosenthal mit grauenvoll "aufjesetztem" Berlinerisch irritiert. Zum Überraschungshit gerät jedoch eine, die zum 37. Mal dabei ist und bisher eher in der zweiten Reihe blieb: Was Bella Rössler als verzopfter böhmischer Bäcker Zopak aufführt, ist unvergleichlich.