Das röche auch weniger streng
Selbstversuch
Leser Walter K. hat mir einen Leserbrief geschrieben, auf die letzte Kolumne, da war sie, glaube ich, noch warm. Die Kolumne handelte von Machtmissbrauch und enthielt eine Stelle, in der ich erklärte, nichts sage so schön "eat shit" wie eine Dreiviertelmillion Euro, die in wenigen Stunden bei einem Crowdfunding zur Unterstützung jener Frauen gesammelt wurden, die derzeit Anwaltsbriefe von der Band Rammstein bekommen. Diese Ausdrucksweise fand der Leser nicht so gut oder, um es in seinen Worten zu sagen: "Sie habens gern deftig? Friss Scheiße klingt nicht schön, aber Eat Shit ist - elegant? Aggressiv? Jugendslang? Sonst etwas? Oder einfach geschmacklos?"
Natürlich hat Leser K. in der einen Sache vollkommen recht, dass ich den Ausdruck erstens auch deshalb auf Englisch verwendet habe, weil ich es so tatsächlich weniger brutal klingend finde und nicht so fäkalienüberfallsmäßig wie auf Deutsch. Zweitens hätte ich mich allerdings im Falle einer Übersetzung eher nicht für des Lesers Eins-zu-eins-Version entschieden, weil ich denke, dass es mit dem in Wien gebräuchlichen, irgendwie charmanteren und beiläufigeren "Geh scheißn" besser getroffen wäre. Und auch weniger streng röche, aber das war mir halt immer noch zu heftig, ich erkläre noch, wieso.