Der Glyphenmissbrauch muss ein Ende haben!

Feuilleton, FALTER 27/2023 vom 05.07.2023

Unlängst hat sich der geschätzte Kollege Harald Martenstein über den komplett aus dem Ruder gelaufenen Gebrauch des Partizips "krachend" mokiert. Ständig scheitern Menschen "krachend" oder erleiden eine "krachende Niederlage". Wenn es nicht kracht, dann wird, wie ich ergänzen möchte, in den Erklärbärgehegen dieser Welt unvermeidlich darauf hingewiesen, dass jemand "sein Momentum" zu nutzen gewusst hätte, oder eben es verabsäumt hätte, dies zu tun. Durch wen dieser Unfug über die Welt gebracht wurde, ist nicht bekannt, denn andernfalls wäre gewiss schon jemand auf die Idee verfallen, ein © und den entsprechenden Namen dahinterzusetzen.

Dabei verdankt sich diese ihrerseits bescheuerte Praxis bloß der kindlichen Freude zu wissen, welche Tasten man drücken muss, um ein © in einen Text zu machen. Die Grundinfantilität unserer Branche hat aber unvermeidlich dafür gesorgt, dass sich das ©nun auf einer Never-Ending-Tour durch alle erdenklichen Printformate befindet, wohingegen das @, das progressiv sich dünkende PR-Agenten, Elektroakustiker und Tankwarte anstelle des "a" in ihrem Namenszug untergebracht haben - K@rl-M@ri@ Zw@cklm@nn -, irgendwann wieder verschwunden ist. Ich bin kein Jurist, aber auch nicht auf der Brennsuppe dahergeschwommen. Ich weiß, dass ©für Copyright steht und dass es sich bei diesem um ein Verfahren handelt, das Rechtsansprüche sichern, zugleich aber auch verhindern soll, dass narzisstische Pfeifen behaupten, sie hätten die Schlaghose, den Geschlechtsverkehr, die bemannte Raumfahrt oder den E-Dur-Akkord erfunden, und auf pekuniäre Abfindung pochen, sobald wer anderer davon Gebrauch macht. Man muss Copyright-Ansprüche also offiziell beglaubigen lassen, um diese legitimerweise einklagen zu können. Wer das verabsäumt hat, schaut durch die Finger.

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