Wien, wo es isst: Nibelungenviertel
Florian Holzer begibt sich auf die Suche nach kulinarischen Mikrokosmen in Wiener Grätzeln - im Sommer an kühlen Orten

Grafik: ARGE KARTO
Die Stadthalle ist ein Frequenzbringer, sollte man meinen. Umso ernüchternder die strukturelle Realität rund um Wiens größte Veranstaltungshalle: Dreck, Verfall, Leerstände und ein paar grindige Tschocherln. Zumindest ist das "vor" und "neben" der Stadthalle so und war bis vor ein paar Jahren auch dahinter nicht viel anders. Genau dort hat sich aber sehr viel getan.
Das begann mit dem kleinen Szene-Café franzundjulius am malerischen Kriemhildplatz vor dreieinhalb Jahren: Ulla Harms, die schon seit 14 Jahren das Buchkontor am Eck betreibt, dachte sich, dass hier eigentlich ein hübsches Café fein wäre. Sie meldete beim Hausbesitzer Interesse für eine ehemalige Fleischhauerei an, die zwischenzeitlich als eine Art Möbellager genutzt wurde, und als der Vormieter verstarb, renovierte sie eigenhändig, legte den alten Fliesenboden und die Wandverfliesung frei, montierte Industrielampen, stellte ein paar Tischchen rein und eine Kuchenvitrine ins Fenster.