Immerwährend gentechnikfrei?
Die EU will mit moderner Gentechnik hergestellte Nahrungsmittel nicht mehr diskriminieren. Österreich ist dagegen. Die Folgen können kostspielig sein
Die EU-Kommission schlägt vor, Agrarprodukte, die mit der Genschere CRISPR/Cas9 hergestellt werden, in Zukunft nicht mehr anders als konventionell hergestellte Produkte zu behandeln. Sie begründet diese Entscheidung damit, dass es mit der Genschere, einem molekularbiologischem Verfahren, um einen DNA-Strang an einer vorgegebenen Stelle zu durchschneiden und dort gezielt zu verändern, ein neues gentechnisches Instrument von nie dagewesener Präzision gibt.
Die Genschere ermöglicht es, Gene von Nutzpflanzen so zu verändern, dass sie allen gewünschten Anforderungen genügen und sich nicht von natürlich gezüchteten unterscheiden. Diese Möglichkeit sei angesichts des Klimawandels von überragender Bedeutung, um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren.
In Österreich, wo jedes Nahrungsmittel als „gentechnikfrei“ beworben wird, musste das auf massiven Widerstand stoßen. Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) sieht keine Möglichkeit, der Kommission zuzustimmen, und nennt deren Argumente „vorgeschoben“ – ich halte sie mit Deutschlands Forschungsministerin Bettina Schwarz Watzinger (FDP) für zutreffend.