Message Control ohne Message
Die digitale Neugründung der Wiener Zeitung wirft viele Fragen auf. Vor allem: Wer profitiert vom neuen Kanzlermediencluster?

Letzte gedruckte Ausgabe der alten Wiener Zeitung vom 30. Juni 2023 (Foto: APA/ROLAND SCHLAGER)
Wien Erdberg, Media Quarter St. Marx, Bauteil 3.3. Das Besprechungszimmer im vierten Stock quillt beinahe über vor bunten Post-its. Sie kleben auf Flipcharts, Wänden und Computermonitoren. Auf vielen stehen Fragen wie „Was braucht die Zielgruppe?“ oder „Wo benötige ich Hilfe?“. In diesem Zimmer arbeitet das „Team Produktentwicklung“ seit Monaten an der neuen Ausrichtung der Wiener Zeitung. Jetzt soll aus dem Endlos-Workshop eine neue Redaktion werden. Die alte saß einen Stock tiefer und hat bis Ende Juni die gedruckte Tageszeitung produziert. Fast alle sind gekündigt worden.
Seit 1. Juli leiten Katharina Schmidt und Sebastian Pumberger (ehemals profil) als stellvertretende Chefredakteure die Wiener Zeitung. Wer mit ihnen spricht, möchte selbst bald bunte Post-its beschriften. Derzeit ist alles ein „agiler Prozess“, sagen die beiden. Die „Themenmatrix“ lässt dem Team genug Freiheiten für eine regelmäßige „Review“. Sie wollen „lösungsorientierten Journalismus“ machen, nach Möglichkeit „datenbasiert“.