Pfunde, mit denen nicht gewuchert wurde
Als Leser dieser Kolumne, so teilte mir ein in Hamburg lebender Freund unlängst mit, wisse er „über meine whereabouts einigermaßen Bescheid“. Ich verstehe das als Ermunterung, ja als Aufforderung, Christoph auch weiterhin auf dem Laufenden zu halten und möchte daher nicht damit hinterm Berg halten, dass ich vergangene Woche mit dem 5108er von Mallnitz-Obervellach nach Heiligenblut gefahren bin. Die auf dieser Strecke unschön sich summierenden Höhendifferenzen werden durch die Befahrung von sogenannten Serpentinen bewältigt. Wenn ich sage, dass ich diese Form kinetischer Geländebewältigung zum Kotzen finde, möchte ich das wortwörtlich und keineswegs als Respektlosigkeit gegenüber historischen Leistungen des Straßenbaus verstanden wissen.
Mit einem vernünftigen tektonischen Ansatz hätte man sich diesen Aufwand allerdings ersparen können. Das Konzept „Gebirge“ habe ich noch nie verstanden. Man muss den für den Entwurf und die Besiedelung der Hohen Tauern Verantwortlichen allerdings zugutehalten, dass sie sich redlich bemüht haben, diesen ganzen Unfug durch ein nicht unpfiffiges Bushaltestellenbranding zu kompensieren. Die „Ortschaften“, an denen bei Bedarf Halt gemacht wird, tragen Namen wie „Außerfragrant“, „Kraß“, „Raufen“, „Raggaschlucht“, „Rakowitzen“, „Stampfen“, „Wöllatratten“ und „Zlapp“. Das Potenzial, das im köstlichen Klingklang dieser Namen schlummert, ist freilich nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft worden; vermutlich vor allem deswegen, weil aufgrund des komplett bescheuerten geografischen Designs besagter Gegend schon in der übernächsten Talschaft niemand mehr Kenntnis davon hat.