Ein Häftling klagt an
Ehemalige Insassen erheben schwere Vorwürfe gegen das Gefangenenhaus Graz-Jakomini: Trotz Krebsdiagnosen, Arterienverschlüssen und lebensbedrohlichen Überdosen sei ihnen ärztliche Behandlung verweigert worden. Bei manchen fast bis zum Tod

Auszug aus einem Brief von Häftling 91 an die Anstaltspsychologin vom 22. Juli 2021 – lange nach seinem unbehandelten Arterienverschluss. Bis heute kann er kaum mehr als 150 Meter gehen und nur im Sitzen schlafen (Foto: Faksimile/zVg)
Ich weiß nicht, warum, Herr Anstaltsleiter Adam, man mich 10 Tage unerträgliche Schmerzen leiden ließ und mir jegliche Hilfe indem verweigerte, dass man mich nicht ins Spital ausfuhr […]. Ich bitte Sie aus tiefster Verzweiflung um eine persönliche Rücksprache, denn ich bin mit meinen Nerven […] am Ende, denn durch die nicht erteilte Hilfeleistung bin ich dem Tod geweiht.“
Am 18. Februar 2019 bekam der Leiter der Justizanstalt Graz-Jakomini, Josef Adam, diesen handverfassten Brief. Absender: „Haftraum 241“.
Er beschreibt das Martyrium, das ein Mann in diesem Haus erlebt haben soll. Heute ist er 64 Jahre alt, sein Name spielt keine Rolle, zu jener Zeit war er nur „Häftling Nummer 91“ in einem gerichtlichen Gefangenenhaus mit 513 Haftplätzen. Seit 6. November 2017 saß er wegen schweren Betrugs, keine zwei Wochen nach seiner Entlassung am 6. April 2023 meldete er sich beim Falter: „Was mir passiert ist, können Sie sich nicht vorstellen.“