Aus ihren toten, kalten Händen
Nichts ist kälter als der Tod. Heute erleichtert die Kapuzinergruft der gewesenen Habsburger das Überleben in der gleißenden Stadt. Vierter Teil der Falter-Sommerserie über die kühlsten Orte Wiens

In der Kapuzinergruft ruht die High Society – 149 Habsburger, darunter Maria Theresia oder Publikumsmagnet Sisi – und schafft so einen kühlen Zufluchtsort für Touristen (Foto: Katharina Gossow)
Was macht man an Tagen wie heute?“, fragt Eva Grundschober ihre Gruppe. Eine rhetorische Frage, mit der in heißen Sommern aber viele ernsthaft konfrontiert sind.
Vor der Kapuzinergruft sticht Hitze auf den Asphalt und der hat die Frechheit, sie auf die Menschen zurückzuwerfen. Die Sommer sind brutal geworden, und was haltbar bleiben soll, muss schnellstmöglich ins Kühle verfrachtet werden.
Darauf wollte Grundschober bei ihrer Führung hinaus: Einst ließen die Habsburger ihre Leichen in Kirchen aufbahren. Im Winter sei das zulässig, im Sommer mit gewissen Geruchsproblemen verbunden. „Das wird dann eine wenig würdevolle Verabschiedung“, sagt Grundschober. Die Hinterbliebenen haben das Problem gelöst, indem sie die Organe bei 41 Habsburgern entnehmen ließen. Die schnell verwesenden Körperteile lagern nun in der Herzgruft der Augustinerkirche und in den Katakomben des Stephansdoms. Und der Rest? Ruht in den Särgen der Kapuzinergruft.