Bei den Burschen, die keiner will
Sie flüchten ohne Eltern nach Österreich und stecken hier in Flüchtlingscamps fest, ohne ausreichende Betreuung und Obsorge. Ein Besuch bei geflüchteten Kindern und Jugendlichen, die in Großquartieren verwahrt werden

233 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind derzeit in Traiskirchen, 24 davon sind Kinder unter 14 Jahren (Foto: Nina Horaczek)
Sie sitzen hinter einem Metallzaun, das Gras im Garten ist ausgetrocknet, sie starren ins Leere oder in ihre Handys. Die Burschen, die sich hier langweilen, leben im Industriegebiet von Korneuburg, zwischen Lkw-Verleih, Raiffeisen-Lagerhaus und einer Tankstelle. Was macht ihr den ganzen Tag? „Nichts.“
Jalil, Siad und Hussein (alle Namen von der Redaktion zum Schutz der Jugendlichen geändert) sind vor Monaten hier gestrandet, in einem Heim der Bundesflüchtlingsbetreuung. Kaum bemerkt ein Betreuer das Gespräch, werden die Teenager ins Haus gerufen. „Ich komme hier öfters vorbei und habe versucht, mit den Burschen zu sprechen, weil ich wissen wollte, wie es ihnen geht“, erzählt eine Passantin. „Aber kaum hat mich ein Betreuer gesehen, mussten sie ins Haus.“
Kurz danach kommen einige von ihnen doch raus auf die Straße und erzählen einige Meter vom Camp entfernt von ihrem Alltag als Asylwerber in Österreich. Sie seien zwischen 15 und 17 Jahre alt, erzählen sie. „Ich bin seit zehn Monaten hier“, sagt Jalil, 17, aus Syrien. „Ich habe noch immer kein Interview bei der Asylbehörde gehabt und muss den ganzen Tag nur warten.“ Und das Essen, das täglich aus dem Flüchtlingscamp Traiskirchen hierher gebracht werde, schmecke ihnen nicht.