Blattkritik
Ein Jahr nach dem Suizid der Ärztin Lisa-Maria Kellermayr fragen ORF und Puls4 in Reportagen nach

ORF, „Am Schauplatz: Woher kommt der Hass“ (TVthek), Puls4 sendet am 27.7., 20.15 Uhr (Foto: ORF)
Vor einem Jahr, am 29. Juli 2022, erschütterte der Suizid der praktischen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr die Öffentlichkeit. Jetzt fragen ORF und Puls4 jeweils in eigenen Reportagen nach. Hat der Tod der Ärztin etwas verändert? Versagt die Justiz im Kampf gegen den Hass?
„Sie hat Pech gehabt“, analysiert Medienexpertin Ingrid Brodnig in der Sendung „Am Schauplatz“ (nachzusehen in der TVthek). Kellermayr regt sich in den sozialen Medien über eine Corona-Kritiker-Demo vor einem Spital auf. Die Zufahrt sei blockiert worden. Das stimmte aber nicht, korrigierte die Polizei. Eine Ärztin, die impft und Corona-Kritiker verleumdet: Das machte Kellermayr zum Feindbild der Corona-Verschwörungs-Bewegung, sie wurde anonym massiv bedroht, musste einen privaten Sicherheitsmann engagieren. Am Ende stand der Suizid. Hätte die Polizei ihr Posting nicht löschen sollen? Das hätte deeskaliert, meint Brodnig.
Wie sehr der Fall die Corona-Leugner-Szene immer noch spaltet, zeigt ein Interview mit einer der Galionsfiguren. Dass Kellermayr bedroht wurde, glaubt die Frau nicht. Die „Mainstreammedien“ würden die „Wahrheit“ nicht bringen. Juristisch liegt der Fall in München, aufgeklärt ist er noch lange nicht. Für Puls4 geht Oliver Das Gupta der Frage nach möglichem Justizversagen nach (Ausstrahlung Donnerstag).