Der unbedingte Eigensinn des Schmerzes
Niemand kann so elegant und leicht über die schwersten Dinge schreiben wie Franz Schuh. Sein neues Buch beweist es wieder

Franz Schuh: „Ich muss zugeben, die Mode antwortet auf einen Appetit, der mir nicht ganz fremd ist“ (Foto: Heribert Corn/Zsolnay)
Manche Dinge wenden sich zum Guten. Wenn Franz Schuh ein neues Buch herausbringt, wird das neuerdings zum gefeierten Medienereignis, und auch die Verkaufszahlen seiner Bücher steigen. Das ist erfreulich für einen Autor, der weder in die Öffentlichkeit drängte noch eine akademische Laufbahn suchte. Er verschmähte die Karriere, sagt er, weil ihm seine Unabhängigkeit als höchstes Gut galt und gilt. Dabei schien ihm der akademische Werdegang doch auf den Leib geschrieben, nennt ihn doch zumindest der Portier im Reinhard-Seminar „Herr Professor“, obwohl dieser darauf besteht, ein prekäres Nicht-Angestelltenleben zu führen.
Das ist reine Absicht und hat mit der moralischen Fähigkeit zu tun, Nein sagen zu können. Franz Schuh ist ein Nein-Sager, ein negativer Dialektiker, weswegen er im Zweifelsfall auch Ja sagt. Da es sich bei der Wirklichkeit um den Zweifelsfall schlechthin handelt, lässt er alles offen. Ohne dabei im Mindesten unentschieden, besser gesagt, unentschlossen zu wirken. Das Schreiben von Franz Schuh stellt eine Art entschlossene Unentschiedenheit dar.