Herbert Kickls berechtigte Ausgrenzung
Auch der Fall Kellermayr lehrt: Kickl ist ein Sicherheitsrisiko. Dass er die stärkste Partei anführt, heißt nicht, dass er die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich hat
Vielleicht haben Sie in „Am Schauplatz“ des ORF die Reportage über den Tod der Ärztin Lisa-Maria Kellermayr gesehen. (Andernfalls gibt es dazu am 27. Juli eine Sendung auf Puls 4, siehe auch Hinweis auf Seite 20.) Bekanntlich hat Kellermayr öffentlich Kritik an einer Corona-Demonstration geübt, die die Zufahrt zu einem Spital erschwerte; darauf wurde sie von Corona-Leugnern und Impfgegnern mit einer Flut von Beschimpfungen und Morddrohungen eingedeckt, der ihr Nervenkostüm nicht standhielt: Am 27. Juli 2022 beging sie Suizid.
Ihr Fall ist gleich mehrfach aktuell: Anders als Österreichs Polizei gelang es einer deutschen Aktivistin und der Redaktion von Puls 4, im Netz Spuren zu entdecken, mittels deren sich zwei der gegen Kellermayr ausgestoßenen Morddrohungen zurückverfolgen ließen. Entsprechend erneuerte Ermittlungen eröffnen jetzt die Chance, die Verfasser der Drohungen vor Gericht zu stellen. Das beweist nicht zuletzt den Nutzen des 2021 beschlossenen Gesetzes gegen „Hass im Netz“, auch wenn ihm nur dann nachhaltiger Erfolg beschieden ist, wenn die Polizei selbst imstande ist, Spuren im Netz zu verfolgen.