Nachspiel
Ein bisschen woke, ein bisschen engagiert: Wie Buchverlage der jungen Zielgruppe nachjagen
Welche Bücher wünschen sich moderne, literarisch interessierte Leser:innen?!“ Diese Frage stellte sich der deutsche Ullstein-Verlag, als er das neue Label park × ullstein gründete. Programmleiterin Ricarda Saul nennt die ab Herbst erscheinenden Produkte „gegenwärtig und relevant, identifikatorisch und inspirierend“. Engagierte Literatur für eine engagierte Leserschaft?
Vier von ihnen sind namentlich bekannt. Ilona Hartmann schrieb mit „Klarkommen“ einen realistischen Coming-of-Age-Text. Hilde Rød-Larsen ist die einzige Autorin, die vor 1990 geboren wurde. Sie liefert mit „Diamantnächte“ den Roman über den Neuanfang einer Frau, die ein Leben mit Familie hinter sich ließ. Arlo Parks, britische Sängerin und Songwriterin, legt ihren ersten Lyrikband vor und behandelt darin Mental Health und Queerness. Bevor die Publikationen erscheinen, kann man über ihre Vermarktung sinnieren. Die Waschzettelprosa folgt für meinen Geschmack ein wenig zu sehr Marketingideen. Beim Blick in das Prospekt fällt auf, dass die Relevanz der Autorinnen an ihrer Social-Media-Reichweite bemessen wird. Alles ist woke und divers, gerade so, als hätten Marktforscher die Titel diktiert. Sie entsprechen dem, was der Literaturwissenschaftler Moritz Baßler einmal als „populären Realismus“ bezeichnet hat: leicht verdauliche Literatur, die Tiefe nur andeutet. Identitätspolitische Themen sorgen für jenes Quäntchen Gegenwart, das den literarischen Texten zu konsumierbarer politischer Dringlichkeit verhilft.