STADTRAND
Die Freiheit der Fremde! Über den berechtigten Großstadthype
Das Sonnendeck liegt diesen Sommer auf Eis. Ein Stahlzaun spannt sich entlang der einstigen Partymeile Innsbrucks. Früher tummelten sich hier auf der Innmauer allabendlich hunderte junge Menschen. Bierdosen zischten beim Öffnen um die Wette. Eine der wenigen Ausgehzonen, die der Stadt nach der Schließung des legendären Clubs Weekender und des Veranstalters Hafen geblieben waren. Und nun, mit den Sanierungsarbeiten an der Steinmauer, war es wirklich aus mit dem Feiern in dieser kleinen Stadt, die es manchmal schafft, urban zu wirken.
Glück hatten jene, die diesen Sommer ohnehin einen Umzug nach Wien planten: die (so wie die Autorin) ein Praktikum in der Großstadt suchten, Studierende, die schon vor Semesterbeginn ein bisschen Donauluft schnuppern wollten. Und sich die großen Fragen beim Kofferpacken stellten: Wie hatte sich die Stadt seit dem letzten Besuch wohl entwickelt?Wie wird der erste Eindruck sein? Und vor allem: Wie will man selbst der Stadt begegnen?
Gleich am ersten Abend ging es nun – wie für viele Neuankömmlinge – zum Donaukanal. Wien leuchtete neonfarben; unter einer Brücke pöbelten junge Männer; Bars wetteiferten um Strandflair. So schön trashig war Wien. So voller Leben.
Hier würde niemand auf die Idee kommen, alles auf einmal zu sperren. Und auch sonst ergab der Hype für die Innsbruckerin Sinn: Denn hier ist vollkommen egal, wer man ist. Es zählt nur, wer man sein will. Zumindest im Vergleich mit Innsbruck.