Wer ist die Hexe und wer der Gejagte?
Die britische Medienszene ist in Aufruhr: Ein Skandal jagt den nächsten – nicht nur die BBC, auch die Skandalpresse steht am Pranger. Das hat kulturelle, aber auch sehr politische Gründe

BBC-Starmoderator Huw Edwards konnte sich gegen die von der Sun erhobenen Vorwürfe nicht verteidigen – er ist in einer psychiatrischen Klinik. Bis die interne Untersuchung der BBC abgeschlossen ist, bleibt er suspendiert (Foto: ROTA / Camera Press / picturedesk.com)
Jetzt ist der Nächste dran. „Ich habe keinen einzigen Tweet zu Huw Edwards abgelassen“, sagt Fernsehmoderator Dan Wootton und blickt mit kaum kontrollierter Wut, gepaart mit tiefer Verletzung, in die Kamera: „Trotzdem werde ich Opfer einer Hexenjagd.“
Was, schon wieder? Was ist bloß mit den Briten los? Ein Medienskandal jagt den nächsten. Gerade noch wurde Huw Edwards, der bestbezahlte BBC-Moderator unter den Angestellten des öffentlich-rechtlichen Senders, bloßgestellt. Der Mann, der seit Jahrzehnten mit getragener Stimme die Großereignisse des britischen Königreiches moderiert, wurde vom Massenblatt The Sun bezichtigt, sich von einer minderjährigen Person gegen Bezahlung pornografische Bilder geschickt haben zu lassen. An dem Vorwurf, das Gesetz gebrochen zu haben, war nichts dran. Aber Edwards Ruf ist ruiniert. Am 5. Juli hatte er noch einen Besuch des britischen Königs in Edinburgh begleitet. Jetzt wird er, sagt seine Frau, in einer psychiatrischen Klinik behandelt.