Crash ins Leben: „Geschichte einer Familie“
Schmerz, lass nach: Ein Unfall als Stuntfahrerin zwingt Chrissi (Anna Maria Mühe) zur Rückkehr in ihr Heimatdorf. Mittellos und gelähmt, bittet sie ihren alkoholkranken Vater (Michael Wittenborn), einen pensionierten Polizisten, um Hilfe. Nur widerwillig nimmt er sie auf. Denn das Zusammentreffen fördert schmerzhafte Erinnerungen an eine nächtliche Spritztour zutage: Chrissi am Steuer, Bruder Jochen als Beifahrer, Sekundenschlaf. Vater Werner handelte schnell, eine drastische Lüge sollte seine Tochter schützen.
Karsten Dahlem enthüllt in seinem Langfilmdebüt „Die Geschichte einer Familie“ schichtweise den Zerfall der einst glücklichen Familie. Während sich Vater und Tochter im verwahrlosten Haus zusammenraufen, zeigen Rückblicke, warum kein Adrenalin- oder Alkoholrausch das Trauma der Vergangenheit zu betäuben vermag. Sprachlosigkeit, die in bedrückender Stille implodiert, Schuldzuweisungen, die in hasserfülltem Gebrüll explodieren; Schultern und Köpfe hängen schwer.
Die Musik betont das Melodramatische dieser Familiengeschichte beizeiten allzu aufdringlich, doch Mühe und Wittenborn verleihen ihren Figuren die nötige Tiefe. Atmosphärisch dicht und großartig gespielt, besteht am Ende für Vater und Tochter doch noch Hoffnung auf Versöhnung.
Ab Fr in den Kinos