Rechter Terror, schemenhaft
In „Laufendes Verfahren“ rollt Kathrin Röggla den NSU-Prozess literarisch noch einmal auf – ohne Erkenntnisgewinn

Foto: Jessica Schaefer
Groß, lang, teuer: Der Prozess um den rechten Terror der NSU in Deutschland war eines der aufwendigsten Gerichtsverfahren in der Geschichte des Landes. Er drehte sich um neun Morde an Migranten, einen Polizistenmord, zwei Sprengstoffanschläge, 15 Raubüberfälle und 43 Mordversuche. 438 Verhandlungstage gab es zwischen Mai 2013 und Juli 2018 am Münchner Oberlandesgericht.
Das Kürzel NSU steht für „Nationalsozialistischer Untergrund“. Unter diesem Namen operierte eine terroristische Gruppe von circa 1999 bis 2011. Im Kern bestand sie aus Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und ihrer Lebensgefährtin Beate Zschäpe. Die beiden Männer entzogen sich ihrer Festnahme durch Suizid.
Zschäpe wurde am Ende zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Das anfänglich große öffentliche Interesse an dem Prozess, den die Journalistin Annette Ramelsberger als „Tiefenbohrung in die deutsche Gesellschaft“ bezeichnete, war da schon ziemlich erloschen gewesen.