Rohe Energie, starke Verletzlichkeit
Nadia Beugré begegnet dem Publikum sehr direkt. In ihrem Solo „Quartiers Libres“ kämpft die ivorische Tänzerin und Choreografin in einem glitzernden Kleid, mit Kabeln um den Hals, gegen eine Umgebung aus Abfall an. Der Müll rückt immer näher und droht sie zu verschlingen: Ein tosender Wasserfall aus Plastikflaschen, der sie zu erdrücken scheint.
Mit nur 16 Jahren gründete Beugré zusammen mit Béatrice Kombé das weibliche Tanzensemble Tché Tché, mit dem sie durch die halbe Welt tourte. Anschließend nahm sie Unterricht bei der bekannten senegalesischen Tänzerin und Choreografin Germaine Acogny und wanderte nach Frankreich aus.
Der Westen feiert Beugré gerne als Heldin und Kämpferin, als Schwarze Frau, die ihr Publikum konfrontiert und mitunter beunruhigt. Und übersieht dabei oft die ruhigeren, subtileren Momente von „Quartiers Libres“, das auch ihre allererste eigene Arbeit war und das sie seit mittlerweile elf Jahren tanzt. Nun kommt das Stück endlich nach Österreich.
In Wien ist Beugré dennoch keine Unbekannte: Letztes Jahr war mit ihrem Gruppenstück „L’Homme rare“, das sie für fünf männliche Tänzer entwickelt hatte, bei Impulstanz zu Gast und stand beim Festival auch selbst auf der Bühne: in einem Solo der Südafrikanerin Robyn Orlin.
Odeon, Fr, So 19.00