Sommerfrische

Verlass die Stadt: Neun Tipps für Veranstaltungen, Abenteuer und Erlebnisse in der Natur rund um Wien

Katharina Kropshofer
FALTER:Woche, FALTER:Woche 31/2023 vom 01.08.2023

Foto: Nationalpark Donauauen/Kern

Das mit der Natur ist so eine Sache: Wir sehnen uns nach Räumen außerhalb des Urbanen, in denen noch Unberechenbares passiert und wir Bambi aus nächster Nähe beim Grasen zusehen können. Doch kaum landet ein Käfer auf unseren Gliedmaßen, herrscht bei vielen Kreischalarm; im schlimmsten Fall kostet die Erregung dem unschuldigen Käfer sogar das Leben. Kultur und Natur möglichst streng voneinander zu trennen fällt aber selbst in der Stadt nicht leicht.

Der Mensch hat die Natur so stark beeinflusst, dass viele Ökosysteme heute als „Kulturlandschaft“ gelten. Eine Natur ohne Mensch gibt es wohl nicht mehr, ebenso wenig aber einen Menschen ohne Natur. Statt Tipps für Filme, Theaterabende, Kabarettprogramme, Kunstausstellungen oder Konzerten bekommen Sie diesmal also Empfehlungen für neun „Naturevents“ unweit von Wien, die in den meisten Fällen auch öffentlich erreichbar sind, von der Schlauchbootfahrt bis hin zur Wildkatzenfütterungen. Wir holen Sie da raus – aus der Stadt. Schöne Sommerfrische!

Wenn der Kauz ruft

Eigentlich hat die Hagenbachklamm viel zu bieten: kühle Schluchten und Felsen, Brücken und Stege und als Belohnung am Ende die größte private Greifvogelstation Europas mit 30 verschiedenen Arten. Die Tiere werden nachgezüchtet, um Arten zu erhalten – und damit Gäste mehr über diese Tiere lernen können. Momentan verunmöglicht ein Hangrutsch die Wanderung durch die Klamm, über Unterkirchbach ist die Greifvogelzuchtstation aber erreichbar.

Wanderung zur und Führung durch die Greifvogelzuchtstation Hagenbachklamm: Sa, So 9.30 bis 12.00 und 13.00 bis 17.00 Erwachsene 5 Euro, Kinder drei Euro Anreise: Von Wien-Hernals mit dem Bus nach Unterkirchbach, dann zehn Minuten zu Fuß; www.greifvogelzuchtstation.at

Aktiv für seltene Arten

Naturschutz heißt nicht immer, Ökosysteme in Ruhe zu lassen. Manche Arten können nur überleben, weil der Mensch Sträucher zurückschneidet oder invasive Arten verdrängt. Zum Beispiel Feuchtwiesen: Dort wachsen bei richtiger Pflege Sumpfgladiolen oder Sumpf-Knabenkraut. Die große Kunst des kleinen Naturschutzes beginnt bei Freiwilligen, die Rechen und Gartenschere zücken. Zum Beispiel beim Landschaftspflegeverein Thermenlinie-Wienerwald-Wiener Becken. Oder auch bei den Green Belt Camps (mehr Infos: naturschutzbund.at).

Feuchtwiesenpflegetage im Herrngras: 7. bis 9.8., 8.00 bis 16:00 (kostenlos) Anreise: mit dem Zug nach Gramartneusiedl, von dort zu Fuß oder per Bus nach Moosbrunn; landschaftspflegeverein.at

Expedition in die Au

Einen Nationalpark in der Stadt: Wer hat das schon? Bis nach Hainburg erstreckt sich der Nationalpark Donau-Auen, und nicht umsonst besetzten Umweltschützer 1984 die Au, um den Bau eines Wasserkraftwerks zu verhindern. Entlang des 36 Kilometer langen Donau-Abschnitts finden sich Weiden und Pappeln, die die regelmäßigen Überschwemmungen gut aushalten, und Wildkarpfen, die hier geflutete Wiesen zum erfolgreichen Ablaichen vorfinden. Am besten erkundet man das vom Schlauchboot aus.

Schlauchbootfahrt & Auenspaziergang im NP Donau-Auen: 6.8., 10.00 bis 13.00 (Erwachsene 30 Euro, Kinder 19 Euro). Anreise: per Zug nach Siebenbrunn-Leopoldsdorf, von dort mit dem Bus zum Nationalparkzentrum in Orth; www.donauauen.at

Nahe Wasserwelten

Die Stockerauer Au ist sowohl Naturschutzgebiet als auch Trainingsgelände: Die kaum berührten Altarme der Donau mit ihren verwunschenen Wäldern, der prächtige Eisvogel, der hier Fische fängt, gelbe Seerosen zwischen ihren Blatttellern, leuchtend blaue Libellen – all das bestaunt man mit Bizepsbrennen auf einer Kanufahrt. Wer das noch nie probiert hat, schließt sich den Naturfreunden Stockerau an und kommt zum Probepaddeln. Am besten Schuhe mitbringen, die nass werden können. Plus reichlich Mücken- und Sonnenschutz.

Schnupperpaddeln der Naturfreunde Stockerau: 4.8., 16.00 bis 18.00 (30 Euro) Anreise: mit der S-Bahn nach Stockerau und dann rund 20 Minuten Fußweg zum Naturfreundehaus; stockerau.naturfreunde.at

Venus, Jupiter, Mars und Mensch

147 Millionen Kilometer ist die Erde von der Sonne entfernt. Sobald sie sich langsam hinter den Berggipfeln des steirischen Nationalparks Gesäuse verabschiedet, beginnt die Hochsaison für alle, die mit Leidenschaft Sterne beobachten. Besonders gut geht das hier, an dem wohl dunkelsten Ort Österreichs. Und dort am besten auf der Haindlkarhütte in Admont, wo man über Astronomie, Mythologie und Lichtverschmutzung lernen kann.

Dem Himmel ganz nah im Nationalpark Gesäuse: 4.8., 20.30 bis 22.00 (kostenlos) Anreise: Zweimal täglich fährt ein Zug von Wien nach Salzthal und weiter nach Johnsbach. Fürs letzte Stück empfiehlt sich das Sammeltaxi Gesäuse; Sportliche kommen mit dem Rad über den Ennstalweg. nationalpark-gesaeuse.at/nationalpark-erleben

Mit dem Rad zu extremen Orten

Zwischen dem Ostufer des Neusiedler Sees und der Niedermoorlandschaft Hanság liegen rund 45 Salzlacken. Ihren Namen haben sie nicht umsonst; dieser extreme, salzige Lebensraum beherbergt eine einzigartige Flora und Fauna: Urzeitkrebse, die es schon seit der Zeit der Dinosaurier gibt, Pflanzen, die sonst nur an Meeresküsten wachsen, Vögel, die hier brüten und nach Nahrung suchen. Über die Salzlacken und ihre Bedrohung lernt man am besten von Rangern des Nationalparks auf einer Fahrradtour.

Salzlacken: einzigartige Lebensräume; Nationalparkzentrum Illmitz: 11.8., 15.30 bis 18.00 Erwachsene: 18 Euro, Kinder: 9 Euro. Anreise: mit dem Zug vom Hauptbahnhof via Neusiedl nach Illmitz
nationalparkneusiedlersee.at

Planschen und Lernen

Nicht immer muss man die Stadt verlassen, um sich der Natur zu nähern. Und nicht immer muss man dabei ein ausgeklügeltes Ferienprogramm für seine Kinder entwerfen. Sechs- bis 13-Jährige können so zum Beispiel für einen Tag zu Bachforschern und -forscherinnen werden und das Fließgewässer des Wienflusses erkunden. Was sie dazu brauchen? Badesandalen oder Gummistiefel, Sonnenschutz und ein Getränk.

Bacherlebnis – wienxtra: 11.8., 10.00 bis 13:00 (kostenlos) Anreise: U4 bis Hütteldorf, Ausgang Busbahnhof www.wienxtra.at/kinderaktiv

Mysterien der Nacht

Jedes fünfte Säugetier ist eine Fledermaus. Dass wir trotzdem so wenig über sie wissen, hat wohl vorrangig mit uns zu tun. So anders ist ihre Lebensweise: Es gibt Fledermäuse, die tagsüber von der Decke baumelnd schlafen, nur um dann zu ihrem Nachtmahl aufzubrechen. 2500 Insekten müssen manche Arten mit ihrem speziellen Sinnesorgan finden. Pro Nacht. Seit jeher inspiriert all das Literatur und Film, was allerlei Mythen produzierte. Wer mehr über die 28 in Österreich heimischen Fledermausarten lernen will, kommt in den Biosphärenpark Wienerwald.

Fledermausführung im Biosphärenpark Wienerwald: 6.8., 20.00 bis 22.30 (Erw.: 8 Euro, Kinder: 4,50 Euro). Anreise: von Hütteldorf per Bus nach Mauerbach; bundesforste.at

Rückkehr auf sanften Pfoten

Holzig, süß. Intensiv, aber nicht unangenehm: Kater verwechseln den Duft von Baldrian mit einem Sexualhormon. Mit einem Lockstock köderten die Ranger des Nationalparks Thayatal so einen rückgekehrten Liebling an: die Wildkatze. Im Juni 2020 häuften sich die Treffer in den aufgestellten Fotofallen. Bei der Nachtwanderung begibt man sich auf ihre Spuren, bei der Schaufütterung beobachtet man zwei Zoo-Wildkatzen bei der „Jagd“.

Wildkatzennachtwanderung, Nationalpark Thayatal: 5.8., 20.30 Uhr Erwachsene: 12 Euro, Kinder: 8 Euro. Anreise: öffentlich schwierig, wer es wagen will: Mit dem Zug nach Sigmundsherberg, von dort mit dem Bus nach Pleißing, dann nach Hardegg; np-thayatal.at

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