Und die Vögel singen nicht mehr
Beim Rammstein-Konzert in Wien nahm ich Abschied von 20 Jahren Fantum. Ein persönlicher Nachruf

Rammstein-Sänger Till Lindemann beim Konzert im Ernst-Happel-Stadion am 27. Juli (Foto: Jens Koch)
Till Lindemann hat es immer genossen, sein Publikum mitschuldig zu machen. Als er in der DDR noch Punk-Schlagzeuger war und Hühner in seiner Basstrommel versteckte, um sie nach dem ersten Lied über die Bühne taumeln zu lassen.
Als er hunderte Male den Rammstein-Keyboarder auf der Bühne mit dem Flammenwerfer garte. Bis heute, wo er bei fast jedem Konzert seine Stirn ans Mikrofon schlägt, bis Blut fließt. In solchen Momenten packt er seine Zuschauer an ihren Wertmaßstäben, am Verantwortungsgefühl.
Am Mittwoch, dem 26. Juli, sang Till Lindemann im Praterstadion beim Lied „Ausländer“ statt „Ja, mein Sprachschatz ist nicht schlecht“ dann: „Ja, mein Po-Klatsch ist nicht schlecht.“ Und statt „wenn […] man vor Ausländerinnen steht“: „wenn […] man vor Wienerinnen steht“. Wieder machte er sein Publikum mitschuldig. Diesmal aber anders.