Zwischen Zärtlichkeit, Zorn und Zusammenbruch

Sinéad O’Connor war zugleich sanfter Engel und waidwundes, wildes Tier – und die eindringlichste Popstimme der 1990er

Feuilleton, FALTER 31/2023 vom 01.08.2023

Sinéad O’Connor, 8.12.1966 - 26.7.2023 (Foto: APA/AFP/Mandel NGAN)

Drückende Hitze lag am 3. Juli 2008 über Wien. Die Staatsoper glich einer Sauna, als eine Frau mit Kurzhaarfrisur barfuß auf die Bühne geschlurft kam, bieder gekleidet in dunkler Bluse und Jeans. Sie hustete und entschuldigte sich, dass sie verkühlungsbedingt gewiss nicht so schön singen könne wie gewohnt. Dann trat sie ans Mikrofon und füllte den Raum binnen Sekunden mit einem ganz besonderen Zauber; die Verkühlung schien verflogen.

Lediglich zwei Musiker hatte die Sängerin und Gitarristin an ihrer Seite. Einen Waldschrat mit weißem Zopf und Akustikklampfe sowie einen unscheinbaren Typen, der zwischen Klavier und Saiteninstrumenten wechselte. Auf der Bühne stand der gefallene irische Popstar Sinéad O’Connor und gab ein Konzert des Jahrzehnts, atemberaubend, tief beseelt, zu Tränen rührend und ungemein tröstlich. Diese Aura, diese Ausdruckskraft, diese Gleichzeitigkeit von Entrücktheit und Präsenz – unglaublich.

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