Rettungsmission „Hässlicher Vogel“
Der Waldrapp starb in Mitteleuropa aus. Wissenschaftlern gelang in Österreich eine spektakuläre Wiederansiedlung. Nun bedroht der Klimawandel den seltenen Vogel. Aber die Forscher geben nicht auf

Schön ist er nicht, aber sein Freiheitsdrang ist beeindruckend: Der Waldrapp lebt dank beherzter Forscher wieder in der Wildnis (Foto: Waldrappteam Conservation & Research)
Es war Ende Oktober, als zum ersten Mal leichte Nervosität in Johannes Fritz aufstieg. Die Waldrappe sollten schon längst in der Toskana sein, um dort zu überwintern. Doch die Wildvögel genossen weiter die ungewöhnlich lauen Nächte auf der anderen Seite der Alpen, wo ihre langen Schnäbel noch immer genügend Larven, Würmer und Schnecken fanden. Für die beschwerliche Reise in den warmen Süden gab es keinen Grund.
Fritz aber wusste, dass der Winter abrupt und mit solcher Härte eintreffen kann, dass viele der Vögel nicht überleben würden. Die Sorge des Biologen war verständlich: Über 300 Jahre lang galt der Waldrapp in der europäischen Wildnis als ausgestorben, nachdem der Mensch den als Delikatesse geltenden Vogel ausgerottet hatte. Doch dank Fritz und seinem Waldrappteam ist die Wildpopulation in den Alpen wieder gewachsen, von null auf um die 200. Dabei zentral sind abenteuerliche Fluggeräte, in denen sie Jungvögel, die in Zoos geboren wurden, alljährlich über die Alpen in ihr Überwinterungsgebiet lotsen.