Blattkritik

vorzeige-nepo-baby: Theo bakers Recherchen zwangen den stanford-präsidenten zum rücktritt

Medien, FALTER 32/2023 vom 08.08.2023

Theo Baker ist ein exzellenter Tischtennisspieler, diskutiert gerne über deutsche Literatur und behauptet, in seinem ersten Studienjahr an der prestigeträchtigen Stanford-Universität erst einmal eine Lehrveranstaltung geschwänzt zu haben: und zwar, um einen seiner Artikel in der Studentenzeitung Stanford Daily zu veröffentlichen, die Ende Juli zum Rücktritt des Präsidenten der Universität, des Neurowissenschaftlers Marc Tessier-Lavigne, führten.

Bakers Recherchen hatten gezeigt, dass in der von Tessier-Lavigne verantworteten Alzheimerforschung Daten verfälscht worden waren. Die Washington Post widmet dem neuen Helden der amerikanischen Medienbranche vergangene Woche ein ausführliches und wohlwollendes Porträt. Sportlich, strebsam, sozial, an Baker Junior findet sich keine Kante. Der kaum 20-jährige ist der Sohn zweier Journalisten; beide hatten eine Zeitlang bei der Post gearbeitet.

Nepo-Baby? Seine Eltern hätten ihm bei seinen Recherchen nicht geholfen, versichert Baker. Man erfährt dafür, dass er bereits als Kind wahnsinnig gerne gemeinsam mit seiner Mutter, der New Yorker-Redakteurin Susan Glasser, ihre unveröffentlichten Titelzeilen verbesserte. Und er Tinder nach einer Woche aufgab, weil seine Matches nur über seinen Journalismus reden wollten. So ist das, wenn die Eltern mitlesen.

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