Wenn das tausend Jahre alte Stift ins Rutschen gerät
In St. Paul bangen Mönche um ihre Heimat. Der Bürgermeister hofft: Die Flut könnte ihm helfen

Eine Aufnahme des Stifts St. Paul nach den Unwettern im Juni (Foto: APA Bilderdienst)
Beide sind Anfang 40, mehr haben sie auf den ersten Blick nicht gemeinsam. Martin Kollmann, Administrator des Stifts St. Paul im Lavanttal, ein rundlicher Benediktinerpater, Vollbart, Glatze. Und Stefan Salzmann, sozialdemokratischer Bürgermeister, schlank, zurückgekämmtes Haar. Jetzt aber starren beide einigermaßen sprachlos auf den Haufen Geröll unter dem Turm des im Jahr 1091 errichteten Stift. Am Hang wuseln freiwillige Helfer mit einer Plane herum. Man hört ein paar Gesprächsfetzen: „Auffi, auffi!“ und „Fährst du ins Lagerhaus?“
Dann reißt der Geistliche einen Witz: „Die Arbeiter haben mich gefragt, ob sie jetzt ein Jahr lang keine Kirchensteuer zahlen müssen“, sagt er. Der rote Bürgermeister kichert. Beide wissen, dass Salzmann mit Religion nichts am Hut hat und schon lange aus der Kirche ausgetreten ist. Aber erstens verstehen sich die beiden Männer trotzdem. Und zweitens geht es jetzt um etwas anderes: Jetzt muss mit vereinten Kräften verhindert werden, dass das weit über die Grenzen bekannte Stiftskloster einstürzt.