Ein kleines Plädoyer für Abgesangsskepsis
Ich hatte einmal einen eh lieben Kollegen, der nichtsdestotrotz eine rare Art hatte, mir auf den Sack zu gehen. Er war nämlich Technik-Euphoriker; einer von der Sorte, die mit jedem Gadget, das auf den Markt kam, darob frohlockte, dass die Welt-wie-wir-sie-kennen am Wanken, ja Einstürzen sei. Ich glaube, er hatte sogar die Phrase „Implosion der Gutenberg-Galaxis“ im aktiven Wortschatz. Das hätte an sich schon gereicht, um mich etwas unrund zu machen. Die Kirsche aufs Eis aber vermochte der Mann damit zu setzen, dass er sich – wir sprechen vom letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts – im Halbjahrestakt vor dem Erscheinen der jeweiligen Buchbeilage über den anachronistischen Unsinn mokierte, überhaupt noch Bücher zu besprechen. So als ob mit dem vermeintlichen Siegeszug von E-Ink und E-Reader nicht bloß das Buch als physischer Träger, sondern auch gleich alle schriftbasierten Genres zum Aussterben verdammt wären.