Die Schutzlosen
Drei Angriffe, zwei Tote – in einem Monat: Ein Serienmörder hat es in Wien auf Obdachlose abgesehen. Die Polizei ist bisher hilflos. Die Stadt Wien versucht, die Menschen zu warnen – und erreicht viele von ihnen kaum

Der dritte Tatort am Hernalser Gürtel, Höhe Hausnummer 22, am 9. August gegen zwei Uhr Früh. Fotos von Anrainern halten den Polizei- und Rettungseinsatz fest, der Falter veröffentlicht sie aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nur auszugsweise. Sie zeigen unter anderem das 55-jährige Opfer und die Schnittverletzungen, die sich waagerecht über den nackten Oberkörper ziehen (Foto: zVg)
In Sommernächten hat der Wiener Handelskai etwas Unheimliches. Nicht nur, weil hier in der Finsternis der Donaupromenade die Klangkulissen von Dschungel und Maschinenraum miteinander wetteifern oder das Zirpen der Feldgrillen mit dem Aufheulen der Automotoren. Vor einem Monat wurde hier ein Mann ermordet. Der Mann mit den Initialen F. K. war 56 Jahre alt, er stammte aus Ungarn und lebte seit vielen Jahren auf den Straßen von Wien. Hier, wo nächtens arabische Teenagerpaare turteln und Segway-Fahrer dahingleiten, entdeckte am Morgen des 12. Juli um 7.40 Uhr eine Passantin seinen Leichnam. Er lag auf einer Parkbank nahe der Floridsdorfer Brücke. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits mehrere Stunden tot, wie die Obduktion später ergab. Vielleicht brachte ihn sein Mörder noch lebend hierher; gut möglich aber auch, heißt es von der Polizei, dass das Opfer sich alleine trotz mehrerer Stichwunden zur Bank geschleppt hatte. Fest steht nur: Tatort und Fundort stimmen nicht überein.