Feist, ewiger musikalischer Freigeist

Lexikon:Musik, FALTER:Woche 34/2023 vom 22.08.2023

Vor gut 15 Jahren war die Kanadierin Leslie Feist – als Künstlerin firmiert sie nur unter ihrem Nachnamen Feist – mit ihren feingliedrigen Songs zwischen Folk, Pop und Jazz omnipräsent. Dass diese als Kaffeebuden- und TV-Serien-Klangtapete eingesetzt wurden, wurmte die Sängerin jedoch. Wie sie überhaupt mit den Regeln des Musikgeschäfts haderte.

Als sie anlässlich ihres Debüts „Let It Die“ in Wien Interviews gab, ließ die Plattenfirma einen Hochglanz-Folder produzieren. Auf der Rückseite prangte ein Pressezitat: „Die Leute sollten das statt Didos Platten kaufen.“ Feist reagiert empört: „Es ist nicht nett, auf diese Weise Kapital zu schlagen. Ich kenne Dido zwar nicht, aber das hat sie bestimmt nicht verdient.“ Sagte es, strich deren Namen durch und schrieb „anderer“ darüber.

Ihre letzten Platten waren nicht mehr so erfolgreich und die Pausen dazwischen wurden länger. Dafür gelang es Feist, die Niedlichkeitsfalle zu vermeiden. Zunächst raute sie auf dem Album „Metals“ (2011) das Klangbild merklich auf. „Pleasure“ (2017) dann war ein furioser Songzyklus im Zeichen von schroffem 90er-Jahre-Indierock. Nach Wien kommt sie nun mit dem neuen Werk „Multitudes“, das ruhig, warm und umarmend klingt – aber auch ziemlich verrückte Experimente bereithält.

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