Salzkammer–Gut
Im Herzen der Stadt liegt eine Salzgrotte. Die soll nicht nur beim Atmen helfen, sondern ist auch ein Hitze-Rückzugsort. Teil acht der kühlen Sommerserie

Dass Salz einzuatmen bei Erkältung hilft, wussten Ärzte schon im Mittelalter. In der Landstraßer Salzgrotte bekommt man eine Abkühlung noch obendrauf (Foto: Heribert Corn)
Schuhe aus, Socken an, um diesen Schritt kommt hier niemand herum. Routiniert räumen die Besucher ihre Schuhe unter die Holzbänkchen, schon geht es hinein in die dunkle Grotte. Wer nicht mehr gut zu Fuß ist, schleppt sich zu einem der Liegestühle und lässt sich sogleich erleichtert hineinfallen. So warten die sechs Gäste an diesem Mittwochmittag darauf, dass Urszula Radziewinska endlich die Türe schließt. Dann geht es los. „Willkommen in der Salzgrotte Oceaneum“, säuselt eine Frauenstimme aus den Lautsprechern und leitet in die Séance ein.
Die Leiterin Radziewinska hat sich hier vor 17 Jahren ihren Kindheitstraum erfüllt. Soll heißen: ein Raum zum Atmen, zwischen Beton, Einkaufscenter und Tankstelle. Und zwar nicht im südamerikanischen Dschungel, sondern in Wien Mitte, wo die Sonne heute besonders erbarmungslos auf den Boden knallt. Versteckt hinter einer unscheinbaren weißen Türe ruhen 15 Tonnen Salz und in ihrer Mitte jene, die kühle Erleichterung suchen.