Beziehungen sind immer auch politisch
Nachhilfe
Die Yale-Anthropologin Marcia Inhorn sagt im Falter-Interview vergangene Woche, der Grund, wieso so viele gebildete Frauen um die 30 Single sind und ihre Eizellen einfrieren lassen, sei, dass erfolgreiche Frauen sich oft nicht vorstellen können, mit einem weniger gebildeten Partner zusammen zu sein. Da Frauen mittlerweile häufiger einen Uni-Abschluss haben als Männer, ergebe sich eine Lücke. Sie rät thirty-something Single-Frauen also, auch Männer mit einem niedrigeren Bildungsniveau zu berücksichtigen.
Ich glaube, dahinter steckt viel mehr als nur ein Uni-Abschluss. Frauen sind heute viel sensibilisierter für andere Lebensrealitäten und diskriminierendes Verhalten. Junge Frauen gehen dreimal häufiger in Therapie als Männer. Sie konsumieren Podcasts und Sachbücher über Mental Load, Beziehungen und Selbstliebe, in denen Feministinnen wie beispielsweise Florence Given sagen, dass Männer zu daten das Gefährlichste ist, was junge Frauen machen können. Der Tenor: „Verlass ihn! Heterosexuelle Frauen sind ohne Partner besser dran.“ Die Soziologin Eva Illouz meint, dass am Ende dieser endlosen Selbstanalysen aber gerade Frauen zum emotionalen Scheitern verurteilt sind. Diese „Männer sind schlecht“-Haltung verdeutliche bloß die Macht, die Männer über sie haben.