Der Mann, der Wien möblierte
Der Architekt Luigi Blau gab der Stadt mit seinen Haltestellen, Sitzbänken, Mistkübeln und Kiosken ihr Gesicht. Sein eigenes blieb vielen unbekannt. Nun starb der geniale Gestalter mit 78 Jahren

Luigi Blau, 3. 1. 1945 – 20. 8. 2023 (Foto: APA/GFA)
Sitzbänke, Mistkübel, Haltestellenhäuschen: Die Qualität von Stadtmöbeln misst sich an ihrer Unauffälligkeit. Straßen und Plätze überfordern mit visuellen Eindrücken, da muss das Alltagszubehör nicht auch noch schreien.
Als die Wiener Linien 2021 ihre knallroten, plump zusammengeschraubten Haltestellenanzeigen vorstellten, fiel erst auf, wie zeitlos elegant die Haltestellen aus den 90er-Jahren waren. Mit ihren feinen Metallprofilen und ihrem im genau richtigen Kurvenradius gebogenen Blechdach.
Ob an der Ringstraße oder an der Peripherie, die Wiener Bim- und Busstationen waren ebenso wiedererkennbar wie unaufdringlich, und niemand sah sich je an ihnen satt.
Entworfen hatte sie der Architekt Luigi Blau, der am 20. August mit 78 Jahren in Wien starb. „Die Bauaufgabe Stadtmöbel verstand Blau nicht als Ausdruck einer reinen Funktionalität; sein Zugang war von einer Wertschätzung für den öffentlichen Raum getragen“, würdigte ihn das Architekturzentrum Wien (AzW) in einem Nachruf.