Ein Leben voller Arbeit und Struktur
Lob des Künstlers als Einsiedler: Die Biografie über „Tschick“-Autor Wolfgang Herrndorf erschien zu seinem zehnten Todestag

Ein singuläres Werk, ein ganz eigener Typ: der deutsche Autor und Maler Wolfgang Herrndorf (1965–2013) (Foto: Mathias Mainholz)
Da sitzt einer in seinem Zimmer und produziert Kunst. Für sich, ohne der Welt etwas davon zu zeigen, über Jahre und Jahrzehnte hinweg. Er lebt zurückgezogen, malt aus der Zeit gefallene Bilder. Oft ist die Supermarktkassiererin wochenlang der einzige Mensch, mit dem er ein paar Worte wechselt.
Später beginnt er zu schreiben. Auch hier vergräbt er sich in seinen vier Wänden, arbeitet manisch an unzähligen Textfassungen. „Ich mache im Schrott immer so lange rum, bis ich hoffe, dass es kein Schrott mehr ist“, so umreißt er seine Methode.
Als ihn plötzlich der Erfolg ereilt, weiß er schon, dass er nicht mehr lang zu leben hat. Er, der stets ewig herumgetüftelt hat, haut als Krebskranker binnen kurzer Zeit zweieinhalb Romane und ein erschütterndes Onlinetagebuch raus, in dem er über seinen Zustand berichtet. Bevor er es nicht mehr selbst in der Hand hat, beendet er sein Leben durch eine Kugel in den Kopf.