Kleines Filmwunder mit Filmwunderkind

FALTER:Woche, FALTER:Woche 35/2023 vom 29.08.2023

Vater, Mutter, zwei Söhne und ein todkranker Hund: Eine Familie ist in einem Leihauto von Teheran unterwegs an die Grenze. Der Grund der Fahrt wird nur angedeutet: Die Eltern haben ihr Auto verkauft, ihr Haus mit Pfand belegt, um die „Reisekosten“ für ihren erwachsenen Sohn Farid aufzubringen, für den sie sich jenseits der Heimat ein besseres Leben erhoffen.

Der sechsjährige Nachzügler mit der Energie eines überdrehten Fohlens soll nicht erfahren, dass sein Bruder fortgeht. Und Farid kann die Trauer seiner Eltern nicht ertragen. So verbergen alle ihre wahren Gefühle hinter sarkastischen Plaudereien, Schweigen, Tanz und Lip-Sync-Gesang.

„Hit the Road“ ist das Debüt von Panah Panahi, Sohn des mit Berufsverbot belegten iranischen Filmemachers Jafar Panahi. Man weiß gar nicht, was man an diesem tragikomischen, unterschwellig kritischen Roadmovie zuerst loben soll: die von Wärme, Witz und liebevoller Ruppigkeit getragene Familienbeziehung, die das Drehbuch ausmalt? Die Kameraarbeit mit der ungewöhnlichen Kadrierung? Den zauberhaften Musikeinsatz? Das zarte Spiel mit fantastischen Elementen und der vierten Wand? Doch die Antwort ist eigentlich ganz leicht. Zuerst muss man Rayan Sarlak loben: ein Filmwunderkind, das einen glatt vom Kinosessel haut.

Ab Fr in den Kinos (OmU im Stadtkino)

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