Konzert der Woche: Christina Stürmer. Schmäh ohne jetzt

FALTER:Woche, FALTER:Woche 35/2023 vom 29.08.2023

Vor gut 20 Jahren habe ich brav für sie angerufen. Vom Festnetztelefon, mit der Wiederwahltaste. Ironisch zwar, aber doch. An mir lag es also nicht, dass Christina Stürmer beim Debüt der öffentlich-rechtlichen Casting-Show „Starmania“ letztlich nur Zweite wurde.

In den Tiefen meines Austropop-Archivs sollte irgendwo sogar noch eine Autogrammkarte aus dieser Zeit herumgrundeln: „Für Gerhard! Christina“. Ein für den ORF tätiger Bekannter hat sie mir besorgt. Auch ironisch, eh klar. Doch Stürmer hatte etwas. Natürlichkeit ist zumeist der Feind interessanter Popmusik, doch bei der „Christl“ war sie stimmig: Die sympathische Buchhändlerin von nebenan, die zufällig ins Rampenlicht stolpert, nicht so recht glauben kann, was da geschieht – aber offenkundig ihre Freude daran hat.

Mein ironisches Fantum endete mit Stürmers Debütsingle „Ich lebe“, einem Loblied auf den Verlust von (weiblicher) Individualität im Gefüge einer Beziehung. „Ich lebe, weil du mein Atem bist“: Bei diesen Zeilen gruselt mir noch heute. So auch vergangene Woche, als ich das Lied erstmals live hörte – und vermutlich als Einziger im Publikum nicht begeistert mitsang.

Christina Stürmer kehrt nämlich aus dem Werbefernsehen zurück auf die Konzertbühne. Zu diesem Zwecke hat sie im Wiener Volkstheater als erste deutschsprachige Sängerin einen Beitrag zur „MTV Unplugged“-Reihe aufgenommen. Es war ein überraschend stimmungsvoller, schöner, gewinnender Abend. In einigen Wochen treffe ich die 41-Jährige nun auch erstmals zum Interview. Ich freue mich darauf.

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