Theaterreise in den Iran

FALTER:Woche, FALTER:Woche 35/2023 vom 29.08.2023

Die Zacherlfabrik im 19. Bezirk ist der perfekte Spielort für Nava Ebrahimis „Sechzehn Wörter“: Die ehemalige Fabrik für Insektenbekämpfungsmittel erinnert in ihrer Architektur an eine Moschee, Ebrahimis hier in einer Bühnenfassung zu sehender Debütroman spielt im Iran. Die Regisseurin Margit Mezgolich hat sich mit ihrer freien Gruppe IG Fokus der Inszenierung von Büchern verschrieben. Auch die dritte derartige Romanumsetzung im intimen Rahmen funktioniert ausgezeichnet: Ebrahimis Culture-Clash-Roman gerät in den alten, leeren Fabriksräumen zum kurzweiligen Theaterabend.

Jasmin Shahali spielt Mona, die im Iran geboren wurde, aber im Westen aufgewachsen ist. Nach dem Tod der Großmutter kehrt sie zusammen mit ihrer Mutter (Ariana Schirasi Fard) in ihr Herkunftsland zurück und begibt sich spontan auf eine Reise mit ihrem iranischen Lover (Arash Marandi).

Auf Umzugskartons stehen die titelgebenden 16 Wörter, wie „Maman Bozorg“ (die Großmutter) oder „Morde-Schur“ (die Totenwäscherin), die Mona nach und nach wie aus dem Hinterhalt überfallen, die sie übersetzt und anhand derer sie ihre Familiengeschichte zur Livemusik von David Murg und Jakob Wineke erzählt. Die Vergangenheit schaut um einiges anders aus, als das Publikum lange vermutet.

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