Dr. Fasthuber, Welser Wortexperte mit Discofaible und Tennisarm
Auf Sebastian Fasthubers Urteil ist Verlass. Nur bei unserer ersten Begegnung habe ich daran gezweifelt. Zum Glück. FM4 hatte uns zum Thema „Musikkritik“ eingeladen, er schon Falter-Autor, ich noch Redakteur des Magazins Skug. Wie es denn aussehe, fragte ich, ob beim Falter eventuell was ginge?
„Vergiss es“, meinte er. „Die interessieren sich nicht für Pop, ich bringe auch nur alle paar Wochen etwas Kleines unter.“ Herausforderung angenommen, dachte ich. 2001 wurden wir Kollegen, Freunde – und ein DJ-Duo. Stranded hieß unser Club. Wegen der Glamrocker Roxy Music, sagte Sebastian. Wegen der Punkband The Saints, sagte ich.
Mit Punk kann der 46-jährige Doktor der Literaturwissenschaft und Germanistik nichts anfangen, ansonsten ist sein Horizont eindrucksvoll: Von süßem Schlager bis schroffer Electronica, von Disco bis Elektropop und von Jazz bis zu Afrobeat reicht sein Interesse. Als Literaturkritiker liest er in einem Monat mehr als ich in einem Jahr, nebenbei braut Fasthuber hobbymäßig Bier und wird in seiner Heimatstadt „Schrecken der Tennisplätze“ genannt; als Stachanow vom Dienst füllt er das Musik- und das Literaturlexikon der Falter:Woche.
Der trockene Humor geht ihm dabei nie aus: Sein Studium wählte Fasthuber, „weil ich gern zuhause rumgelegen bin und gelesen habe“ – was er bis heute so halte. „Manchmal höre ich parallel dazu Musik, was mich zum Musikkritiker befähigt.“ Und wie das urbane Thema Popkultur mit dem beschaulichen Leben in der oberösterreichischen Provinz zusammenpasse? „Die Musik klingt in Wels nicht anders als in Wien.“