Erweckung zur Freiheit: „Foudre“

FALTER:Woche, FALTER:Woche 36/2023 vom 05.09.2023

Der Tod ihrer Schwester Innocente zwingt die 17-jährige Novizin Elisabeth auf den elterlichen Hof zurück. Ihr Schweizer Heimatdorf ist im Jahr 1900 ein Ort der Härte und katholischen Strenge. Elisabeth (beeindruckend: Lilith Grasmug) forscht nach, was mit Innocente passiert ist, die die Dörfler eine Dienerin des Teufels nennen. Sie findet Notizen ihrer Schwester, die sich um Begierde drehen. Ihr Weltbild wird schwer erschüttert, doch mit Innocentes Erbe im Herzen und im Verbund mit drei Burschen schlägt sie einen Weg zu Individualität und Freiheit ein.

Carmen Jaquiers Langfilmdebüt „Foudre“ ist inspiriert von Aufzeichnungen ihrer Urgroßmutter, in denen diese sich mit ihrem Glauben auseinandersetzte. „Was, wenn Gott Lust wäre?“, kristallisierte sich für die Regisseurin als Frage heraus. In einem Klima der Unterdrückung legt ihr Film die Sehnsucht nach einer wohlwollenden, unbelasteten Sexualität frei. Ein experimenteller Touch – Marine Atlans Kamera ist oft ganz nah an Gesichtern und Details, auch experimentierte sie mit Vaseline und Strümpfen – und das offene Ende entheben die Geschichte einer klassischen Spielfilmhandlung: hin zu einer kraftvollen, poetischen Reflexion über jugendliche Emanzipation, Schwesternschaft und gesellschaftlichen Aufbruch.

Ab 6.9. im Metro Kinokulturhaus

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