STADTRAND
Ein Sommer wie damals: Wien hat seine Trolleytouristen wieder
Wer abends über die Kärntner Straße geht (über das, was davon frei ist), wird bezeugen: Das Trolleygewitter rollt wieder durch die Stadt, der Arm ist fürs Selfie erigiert – die Urlauber sind wieder da!
Das von Billigfluglinien, Massenmedien und Airbnb getriebene Gedränge mag manche Viertel unbewohnbar machen (deren Bewohner einem gemeinhin eh nicht leidtun), aber in den Fremdenverkehrsbüros werden sie sich zu Recht auf die Mozart-Perücke klopfen. Im Juli 2023 verbrachten Touristen mehr Nächte in Wien als im Juli 2019 (und das war ein Rekordjahr.)
Ungefähr 54.000 Gäste haben an durchschnittlichen Julitagen hier geschlafen, davon 5000 pro Nacht in Fünf-Sterne-Hotels. Und das, obwohl zwei riesige Herkunftsländer ausließen: Die Chinesen mit ihrer verschleppten Pandemie verantworteten um 74 Prozent weniger Nächte als 2019. Die Russen unter ihrem Kriegsführer minus 81 Prozent.
Dieses Excel-Laubwerk lehrt einen überhaupt viel über die Welt und die Gastwirtschaft. Um zwei Drittel mehr Polen als 2019, um 60 Prozent mehr Israelis, um 43 Prozent mehr Saudis und um 40 Prozent mehr Berliner lagen in Wiens Betten. Eine andere Zeile fasst den Aufstieg des kalifornischen Wohnungsbesetzers Airbnb in belastbare Zahlen: Um 58 Prozent mehr Nächte blieben Gäste in Ferienwohnungen als vor vier Jahren.
Die Moral von der Geschichte: Covid hat die Welt nicht entschleunigt, den Menschen nicht fluggschamiger gemacht und ihm keine Abenteuer abgewöhnt. Noch eine falsche Prognose.