Henrik Ibsen: Nicht aus der Mode
Eine tiefe und tiefenentspannte Stimme beschwört die Zukunft, die Nachhaltigkeit, das Leben in der „Social City“ herauf. Mit diesem groß projizierten Werbespot voller Schlagwörter und einlullendem Bombast verortet David Bösch seine Neufassung von Henrik Ibsens „Die Stützen der Gesellschaft“ gleich zu Beginn des langwierigen Abends klar in der Gegenwart. Auch heißt die Frau des Werftbesitzers und Spekulanten Karsten Bernick hier Nora statt Betty, eine Anspielung auf das gleichnamige Ibsen-Stück, und arbeitet als Juristin im Familienbetrieb.
Dass Silvia Meisterle im Powersuit vom alteingesessenen Geschäftspartner Rummel (Michael König) um Kaffee geschickt wird, ist zwischen all den wirtschaftlichen Verwicklungen ein prägnantes Beispiel für Generationenkonflikte. Ebenso, wie Raphael von Bargen als Karsten an seinem Sohn die Gewalt wiederholt, die ihm sein Vater als Erziehung zum Raubtier im Kapitalismus angetan hatte.
Dem allgemeinen Amoralismus trotzt André Pohl als Werftarbeiter (der einzige Sympathieträger!) mit der Parole „Gute Arbeit kommt nicht aus der Mode“. Adrette Dialoge vor dem Hintergrund einer seriösen Bürotischlandschaft ebenfalls nicht. Ein routinierter zweiter Teil von Böschs Ibsen-Zyklus an der Josefstadt.