„Malina“, oder Liebesdreieck in der Ungargasse: Bauer inszeniert Bachmann
Malina ist nicht der Ehemann. Er ist der männliche Doppelgänger“, erklärt Bettina Lieder als Ich-Erzählerin mit Pagenschnitt und Pony, in ausladendem Rock und mit Krawatte, gleich zu Beginn vor dem roten Vorhang. Sie selbst habe einen österreichischen Pass und sei in Klagenfurt geboren. Handlungsort: Ein kleiner Teil der Ungargasse. Die Geschichte: Keine Dreiecksbeziehung im normalen Sinne.
Ingeborg Bachmanns erster und einziger Roman, 1971 erschienen, erzählt in drei Teilen von einer Frau mit zwei Männern. Das Buch schwankt zwischen Traum und Realität, im mittleren Teil schildert die Ich-Erzählerin den Missbrauch durch den Vater.
„Es war Mord“, lautet der berühmte letzte Satz in „Malina“, Claudia Bauer lässt ihn weg. Die Regisseurin, die mit ihrer Jandl-Inszenierung „humanistää!“ am Volkstheater brillierte, legt ihre Bachmann-Vertheaterung überraschend heiter an: Mit überdimensionalen Telefonhörern, 70er-Jahre-Tapete und Videoprojektionen. Uniform in Pagenschnitt-Perücke und mit imaginärer Zigarette in der Hand tritt das Ensemble zwischen den Container-Häuschen (Bühnenbild: Patricia Talacko) oft chorisch auf. Komponist Peer Baierlein hat die Lieder geschrieben, ihre Songtexte entstammen den Texten Bachmanns, deren Todestag sich im Oktober zum 50. Mal jährt.
Ivan ist als Einziger nur einfach besetzt. Samouil Stoyanov spielt den langhaarigen Chauvi im Blumenhemd, den die Ich-Figur am Blumenstand trifft, im Wiener Dialekt. Mit Geweih auf dem Kopf versucht er der Autorin im schamanistischen Ritual den Ernst auszutreiben: „Weniger denken, mehr lachen!“ Besonders witzig gerät auch die Puppenspielszene, in der er die beiden Kinder (Handpuppen) bei der überrumpelten Geliebten lässt. In all der Komik liegt dennoch viel Tragik: Warum lässt sich die Ich-Erzählerin so runtermachen? Und wie viel hat das mit dem Krokodil zu tun, das ihr im zweiten Kapitel als Albtraum erscheint?
Bauer fasst den Stoff nicht mit Samthandschuhen an. So gelingt ihr mit „Malina“ ein eigenwilliger Theaterabend.
Volkstheater, Sa 19.30