Todeskampf: „Sieben Winter in Teheran“

FALTER:Woche, FALTER:Woche 37/2023 vom 12.09.2023

Wer als Frau in der Geburtslotterie das unglückliche Los „Iran“ gezogen hat, wächst in gesetzlicher und gesellschaftlicher Unterdrückung auf. Reyhaneh Jabbari sitzt seit sieben Jahren im Gefängnis. Ein Chirurg und Mitglied des iranischen Geheimdiensts lockte sie unter falschem Vorwand in eine Wohnung. Als dieser versuchte, Reyhaneh zu vergewaltigen, erstach sie ihn in Notwehr. Die Justiz klagte jedoch die damals 19-jährige Studentin an. Der Vorwurf: uneheliche Beziehung und Mord, ihr droht die Hinrichtung.

Regisseurin Steffi Niederzoll rekonstruiert in der bedrückenden, aber zugleich kämpferischen Doku „Sieben Winter in Teheran“ den weltweit aufsehenerregenden Fall. Außer Landes geschmuggelte Handyaufnahmen und Interviews der Familienmitglieder schildern den zermürbenden Kampf von Reyhanehs Mutter gegen das Todesurteil; in einem religiös geführten Justizsystem, das erzwungene Geständnisse, Folter und einseitige Richter zulässt. Reyhaneh erhebt derweil in der Haft ihre Stimme für Mitinsassinnen, wird zum Symbol des Protests im Iran. Die Scharia würde ein Schlupfloch bieten: Sollte die Opferfamilie der Täterin vergeben, entginge sie der Hinrichtung. Mutter Shole sitzt im Auto, vor dem Gefängnis, bis zuletzt auf Gnade hoffend. Vergeblich.

Ab Fr in den Kinos (OmU im Votiv)

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